Die Vierhornziegen kommen in verschiedenen Farbvarianten vor.

 

Wildfarbig

Die Tiere haben eine braune Grundfarbe. Dies ist aber keine einheitlich braune Färbung, sondern jedes Haar ist bei näherem Hinsehen mehrfarbig, schwarz und braun. Diese Farbzeichnung der einzelnen Haare, die bei vielen Tieren vorkommt, nennt man Agouti. Das Braun kann je nach Ziege von relativ hellbraun über graubraun oder rötlichbraun bis dunkelbraun variieren. Der Bauch ist schwarz - selten weiß, dazu kommen zwei typische weiße Streifen am Kopf, ein weißer Spiegel und weiße Abzeichen an den Beinen. Schwarze Abzeichen befinden sich an den Beinen und am Kopf, dazu ein schwarzer Aalstrich. Bei einigen Tieren findet sich außerdem eine schwarze Halskrause oder schwarze Striche zwischen weißer Bauch- und brauner Seitenfarbe. Durch die Variation in der Grundfarbe und der Anzahl der zusätzlichen dunklen Abzeichen gleicht in einer Herde normalerweise keine Ziege völlig den anderen. Böcke bekommen oft eine mehr graubraune Grundfarbe. Einige Kitze werden auch fast grau geboren und färben sich dann beim Älterwerden eher dunkelbraun. Daneben gibt es auch Ziegen, deren Farbe zwischen Winter- und Sommerfell stark variieren. Wildfarbige Ziegen sind bei den Vierhornziegen relativ stark verbreitet

 

 

 

 

 

 

 

Schwarz-Wildfarbig

Alle Partien die bei der wildfarbigen Ziege braun sind, sind hier schwarz. Es bleiben aber die weißen Abzeichen am Kopf und an den Beinen, der weiße Spiegel und der schwarze - eher selten weiße Bauch. Während die Tiere direkt nach dem Fellwechsel ein kräftiges Schwarz zeigen, bleicht dieses im Sommer dann zu einem dunklen Braun aus. Langes Deckhaar besonders bei Böcken auf dem Rücken oder an den Beinen, das nicht regelmäßig gewechselt wird, verbleibt so auch nach dem normalen Fellwechsel braun. Auch schwarz-wildfarbige Ziegen sind relativ häufig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gämsfarbig

Die Tiere gleichen den Wildfarbigen, allerdings sind alle dort vorhandenen weißen Partien schwarz, also der Kopf, der Spiegel, der Bauch und die Beine.

Die braune Grundfarbe variert stark von ganz hell bis ganz dunkel. Ein sehr häufiger Farbenschlag.

 

Schwarz

Die Tiere sind vollständig schwarz. Auch dieser Farbschlag ist selten, in Deutschland häufiger.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gescheckt

Im Prinzip können bei jeder der vorkommenden Farben durch den Einfluss eines rezessiven Faktor weiße Fellareale auftreten. Beliebt bei den deutschen Züchtern sind aber vor allem gescheckte Ziegen mit der Grundfarbe reines Schwarz. Braun gescheckte und Schecken mit der Grundfarbe Schwarz-Wildfarbig sind in Österreich beliebt. Daneben sind auch blau gescheckte Ziegen möglich.
Der Anteil der weißen Partien gegenüber der Grundfarbe kann sehr stark schwanken, von hauptsächlich weißem Fell bis zu einem einzelnen kleinen weißen Fleck. Wahrscheinlich sind z. B. wildfarbige Ziegen mit einer weißen Schwanzspitze, einer Blesse oder ein paar weißen Haaren auf dem Rücken genetisch gesehen Schecken. Weiße Flecken unter 5 cm Durchmesser bleiben aber unberücksichtigt.
Neben gämsfarbig ist gescheckt der häufigste Farbschlag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Braun-wildfarbig

Häufig kamen Ziegen mit der Grundfarbe reines Schokolade-Braun (ohne Agouti) wie bei der Thüringer Wald Ziege und Ziegen mit Togenburgerzeichnung (weißes Maul, weiße Ohren, weißer Spiegel am Hinterteil, weiße Unterbeine und Strahlenzeichnung)) vor, wie sie ebenfalls für die Thüringer Wald Ziege typisch sind. Die Strahlenzeichnung zwischen Mundwinkeln und Hornansatz verschwindet bei den Böcken mit dem Alter fast gänzlich. Von diesem Farbenschlag sind mir derzeit keine Tiere bekannt.

 

 

 

 

 

 

 

Braun

Die braunen Vierhornziegen ohne Abzeichen variieren stark von beige über hellbraun bis schokoladebraun.  Derzeit keine Tiere bekannt.

 

 

 

 

 

Foto Markus Stadelmann

 

Farbvererbung

Wie bei den meisten Tieren werden auch bei Ziegen die unterschiedlichen Zeichnungsformen durch wenige klar spaltende Gene (Loci) bestimmt. Trotzdem gibt es in der Literatur unterschiedliche Meinungen wie diese Vererbung nun genau abläuft.

Einige Autoren wir S. Adalsteinsson und D. P. Sponenberg schieben fast die gesamte Variabilität der Farbmuster auf nur einen Genort, den Agouti-Locus, der mit einer Vielzahl von Allelen alle Farbzeichnungen der Landrasseziegen außer der Scheckung erklären würde. Für alle Farben der dänischen Landrasseziegen, das heißt Weiß, Wildfarbig, Gämsfarbig („Badgerface“), Blau (Grau), Schwarz-Wildfarbig und Schwarz und gibt es jeweils ein dafür verantwortliches Allel am Agouti-Locus. Die Allele stehen in einer Dominanzreihe (Weiß > Wildfarbig > Gämsfarbig > Grau > Schwarz-Wildfarbig > Schwarz). Dazu kommt dann noch ein Gen für gescheckt/nicht gescheckt.

Eine Erklärung mit mehreren Loci findet sich z. B. bei der französischen Autorin Coralie Danchin-Burge. Am Agouti-Locus gibt es hier bei der Landrasse drei Allele für Weiß, Wildfarbig und Gämsfarbig. Ein zweiter Locus bestimmt die Ausbildung der braunen Pigmente. Dieser erzeugt mit dem dominanten Allel Wildfarbige und Gämsfarbige (also sowohl braune wie schwarze Pigmente), mit dem rezessiven Schwarz-wildfarbige und Schwarze (nur schwarze Pigmente). Dazu muss dann noch ein dominanter Faktor kommen, der das schwarze Fell zu Graublau verdünnt sowie der Scheckungsfaktor.

Um es noch ganz kompliziert zu machen, gibt es noch eine dritte Version, die ebenfalls auf vier Loci beruht und von der man in Dänemark ausgeht. Er unterscheidet sich nur geringfügig von der letzt genannten Variante, nur dass man hier annimmt, dass der Agouti-Locus bestimmend ist für die Serie Weiß – Braun/Schwarz – Schwarz und  ein weiter Locus für die Differenzierung  Wildfarbig/ohne weiße Abzeichen.

Ob die Zwei- oder Vier-Loci-Theorie stimmt, könnte man z. B. mit der Testkreuzung Gämsfarbig mal Schwarz-Wildfarbig überprüfen. Stimmt die Theorie mit nur zwei Loci würden die Tiere entweder alle Gämsfarbig oder je nach Vorliegen von verdeckten rezessiven Allelen, Gämsfarbig, Schwarz-Wildfarbig oder Schwarz sein. Wären die Nachkommen jedoch Wildfarbig, muss von mehr als zwei Loci ausgegangen werden

 

Die sieben Farbvarianten der Vierhornziegen entsprechen dann folgenden Genkombinationen.

 

A          -           Agouti-Locus mit den Allelen Awt, A+, A (weiß, Aalstrich, einfarbig)

P          –          Braun/Schwarz-Locus mit den Allelen P+ und Pb, wobei ‚braun P+ über ‚nur schwarz’ Pb dominiert

Vt         –          Wildzeichen-Locus mit den Allelen Vt+ und Vt-, wobei ‚mit Wildzeichnung’ Vt+ über ‚ohne Wildzeichnung’ VT- dominiert

S          -           Scheckungslocus mit den Allelen S+ und S

Wildfarbig A+A+ P+P+ Vt+Vt+ SS

Schwarz-Wildfarbig A+A+ PbPb Vt+Vt+ SS oder AA PbPb Vt+Vt+ SS

Gämsfarbig A+A+ P+P+ Vt-Vt- SS

Schwarz A+A+ PbPb Vt-Vt- SS oder AA PbPb Vt-Vt- SS

Braun-weiß Gescheckt: AA P+P+ Vt-Vt- S+S+

Braun  AA P+P+ Vt-Vt- SS

Braun-Wildfarbig A+A+ P+P+ Vt+Vt+- SS